Die intersektionalen Kategorien sozialer Ungleichheit sind in Europa über Jahrhunderte, im Zuge der Entstehung von Kolonialismus und Kapitalismus, gewachsen. Im 18. und 19. Jahrhundert haben sie sich verfestigt und wurden durch Texte und Bilder weit verbreitet. Sie dien(t)en dazu, die ungleiche Verteilung von Besitz, Rechten und Zugang zu Ressourcen zu erklären und zu rechtfertigen. Sie waren und sind immer umstritten, bekämpft und im Wandel begriffen. Gleichzeitig sind sie leider auch extrem haltbar und wirken in der Gegenwart weiter.

Diese Kategorien sind in pädagogischen Interaktionen wirksam. Sie erscheinen zum Beispiel in Form pädagogischer Anweisungen, als guter Rat oder als Äußerung von Geschmack und Vorlieben: Schwarze Schüler_innen beschreiben, wie Lehrer_innen sie auffordern, sich die Haare zusammenzubinden, weil diese die Mitschüler_innen »ablenken« würden. Queer Schüler_innen, die als weiblich kategorisiert werden, beschreiben, dass Lehrpersonen ihnen raten, lange Haare und feminine Kleidung würden ihnen besser stehen und unterstützten die Lehrstellensuche. Kinder, deren Eltern einen modischen Haarschnitt nicht bezahlen können, beschreiben, wie sie sich dafür schämen, als »uncool« ausgegrenzt zu werden. Diskriminierungen entlang von Sexismus, Klassismus, Able_ismus, Lookismus, Rassismus durchziehen als Symptome struktureller Diskriminierung Schulbücher, Aufgabenstellungen und Bewertungsweisen.

Der Umgang damit ist individuell unterschiedlich, aber nicht beliebig. Er beruht u.a. auf Wissen (wie erkenne ich Diskriminierung), psychischer Disposition (wieviel Widerstandskraft kann ich aufbringen) und Unterstützung (wer ist da um mich zu stärken). Eine Studie zur Situation Schwarzer Menschen in der Schweiz analysierte z.B. unterschiedliche Umgangsweisen mit alltäglichem und strukturellem Rassismus. Je nach Person spielen dabei zum Beispiel Übergehen, Wut, politische Organisierung oder Rückzug eine Rolle. In der französischen Schweiz, wo es viele BIPoC und Selbstorganisationen zu ihrer Unterstützung und zur Durchsetzung ihrer Rechte gibt, wird mehr politisches Selbstbewusstsein und Handlungsmacht geäußert als in den anderen Landesteilen.

Was bedeutet es von Eurer jeweiligen Position aus, Widerstandskraft zu stärken, diskriminierungskritisches Wissen zu verbreiten und Unterstützungsstrukturen zu bilden?

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